Als Schauspieler bleibt Dennis Hopper unvergessen. Seine Auftritt als psychopathischer Frank Booth in David Lynchs Blue Velvet war große Darstellungskunst. Doch der Mann aus Dodge City war auch ein ebenso leidenschaftlicher wie ernsthafter Fotograf. Sein fotografischer Nachlass ist Teil jener berühmten amerikanischen Fotokunst, die das letzte Jahrhundert hervorgebracht hat. Hoppers Fotografien sind melancholische Schnappschüsse einer versunkenen Epoche voller Vitalität und Ekstase. Seine Portraits von Menschen und Orten kommen ohne Pathos und Schnörkel aus. Hopper glorifiziert nie, er dokumentiert lediglich. Eindrucksvoll ist Hopper immer dann, wenn er alltägliche Situationen festhielt. Fernab vom lärmenden Eskapismus seiner prominenten Zeitgenossen, kann Hopper auch ruhig. Ein sonderbar stoischer Charme findet sich in vielen seiner Bilder. Ob Stierkämpfe, Demonstrationen oder Friedhöfe, Hopper bleibt gelassen. Diese Gelassenheit ist es, die Hopper mit vielen Großen der amerikanischen Fotografie verbindet. Aber auch Schwermut kommt beim Betrachten der Bilder auf. Hoppers Amerika existiert nicht mehr. Der Rausch ist vorbei, die Musik verklungen und der Duke reitet nicht mehr. John Wayne ist tot, Dean Martin und Paul Newman ebenso, nur wenige der Abgebildeten leben noch. Niemand drückt mehr eine Patrone in den Lauf, der Hedonismus des amerikanischen Jahrhunderts ist untergegangen.
Im aufkommenden androiden Zeitalter der starren Maschinenmenschen zählen nur noch Effizienz und die Pornographie der Dinge. Hopper fotografierte in einer Welt, in der es noch schön war zu leben. Die nach ihm kommen, werden dieses Glück nicht mehr haben. (fk) © Bild: Double Standard, 1961 – The Dennis Hopper Art Trust – Ausstellung: Dennis Hopper – The lost Album im Martin-Gropius-Bau, Berlin