Von der sympathischen Gutenberg-Galaxis Marshall McLuhans bis in die Medien-Kolonien der Dummheit war es eine kurze Reise. Am Ende dieser Entwicklung sind die Medien heute Blödmaschinen, die unentwegt Stupidität produzieren. Markus Metz und Georg Seeßlen ist es in ihrem Buch Blödmaschinen gelungen, die Codes ebendieser zu entschlüsseln. Für die Autoren reicht es nicht aus nur in das Lamento von der Zunahme der allgemeinen Verblödung einzustimmen. Die von Neil Postmann beklagte Infantilisierung der Gesellschaft findet zwar permanent statt, doch das eigentliche Problem an der Blödheit sehen die Autoren woanders. Für sie gilt: Blödheit ist Dummheit plus Benommenheit. Blödmaschinen können überall sein, sie sind ein exponentielles Phänomen. Die Medien, hier vor allem das Fernsehen, sind zur reinen Arschlochkultur verkommen. Volksverdummung ist zu einer prosperierenden Industrie geworden, Das Fernsehen, “dieses Medium der Schläfrigen“, wie Martin Walser das einmal nannte, dient nur noch der Idiotisierung und Alarmisierung der Massen. Selbst die durch Zwangsgebühren finanzierten „öffentlich-rechtlichen Bedürfnisanstalten“ (Georg Schramm) ARD und ZDF befinden sich im freien Fall. An der „emotionalen Pissrinne“ (Schramm) von Shows wie Kerner, Beckmann oder den unsäglichen Politikquasselrunden wie Anne Will, Maischberger oder Maybritt Illner wird die offene Gesellschaft nur simuliert und den Zuschauern Sand in die Augen gestreut. Das man in seichten Gewässern nicht untergehen kann, wußte schon der damalige RTL-Chef Thoma. Die dargebotene Obszönität, die unglaubliche Vulgarität und die sinnfreie Primitivität dieses Betäubungsfernsehens kennt keine Grenzen. Unentwegt werden die Sinne des Zuschauers mit immer geschmackloserem Bildermüll bombardiert. Täglich befeuern neue Formate und Sendeformen die kollektive Erregung. Jede noch so derbe Schrulle, jede noch so niedere Einfallslosigkeit wird gesendet. Dieses Asozialen-TV und Affekt- oder Unterschichtenfernsehen ist zu einer bizarren Manipulation unserer Alltagswirklichkeit herangewachsen. Die „universalisierte Geschmacklosigkeit“, wie das der Philosoph Nobert Bolz nennt, hat sich wie eine unheilbare Krankheit ausgebreitet. Auf allen Kanälen überwiegend Stumpfsinn, läppischer Pippifax und hirnloser Kokolores. Ernshaftigkeit wird verhöhnt, Inhalte negiert. Zwischen all den grenzdebilen Kochshows, sezierenden Pathologen und brutal werkelnden Heimwerkern gibt es keine Verschnaufpause. Die Autoren wissen das Medien nicht mehr Weinberge des Geistes sind, sondern Bergwerke der Dummheit. Neben den platten Wirklichkeiten der Fernsehwelt existieren noch andere Blödzonen. Soziale Netzwerke wie Facebook sind der Inbegriff epidemischer Dummheit. Facebook ist der Gulag eskapistischer „Mitteilungsinkontinenz“ (Botho Strauß), dort verstärkt sich die Dummheit in Form des „erbrochenen Alltags“ (Strauß). Der Medienkapitalismus hat eine überhitzte und orientierungslose Mediengesellschaft erschaffen, die ausschließlich auf Blödheit und Benommenheit abzielt. Die Verbreitung struktureller Blödheit ist politisch gewollt, denn das Hauptziel der weltweiten Tittytainment-Strategie ist die Unterdrückung der Massen durch Unterhaltung. Schon Seneca wußte, wer überall ist, ist nirgendwo. (fk)